Kostenlose Wochenzeitungen bewähren sich im Markt
Der Verband tagt am 19. November auf Schloss Hohenkammer.

„Das anhaltende Engagement der Verlagsunternehmen für die publizistische Qualität lokaler Medien ist angesichts der politischen Situation in Deutschland wichtiger denn je“, erklärte Alexander Lenders, Vorstandsvorsitzender des BVDA – Bundesverbands kostenloser Wochenzeitungen, anlässlich der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Verbands am 19. November 2025 in Hohenkammer/Bayern.
„Wir müssen unsere Erwartungshaltung gegenüber der Politik an die Realitäten anpassen“, führte Lenders aus. Nachdrücklich kritisierte er die über Jahre versprochene und am Ende ausgebliebene Zustellförderung, die mittlerweile zu verlorenen oder schrumpfenden Zustellbezirken geführt habe mit allen absehbaren negativen Folgen für die lokale Daseinsvorsorge in den betroffenen Gebieten. Als weitere dringend von der Politik zu adressierende Punkte nannte der BVDA-Vorstandsvorsitzende die adäquate Besteuerung digitaler Plattformen, die Beschränkung der digitalen presseähnlichen Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf den vom Gesetzgeber vorgesehenen Rahmen und die Reform des Kartellrechts, „um wettbewerbsfähige Kooperationen eingehen zu können insbesondere mit Blick auf übermächtige digitale Wettbewerber“. Jeder einzelne Punkt würde die Rahmenbedingungen für eine freie Presse verbessern und ihre wirtschaftliche Grundlage stärken, betonte Lenders.
„Voraussetzung für guten und erfolgreichen lokalen Journalismus ist eine wirtschaftlich gesunde Ertragsbasis. Die kostenlosen Wochenzeitungen haben hier in den letzten Jahren verhältnismäßig stabile Ergebnisse erzielt“, würdigte Lenders die Anstrengungen der Branche, die von vielen Seiten unter Druck stehe.
93 Prozent greifen mindestens gelegentlich zu Print-Prospekten
Angesichts etwa einzelner Experimente im Handel, die klassische Prospektkommunikation auf digitale Informationen per App umzustellen, sei die anhaltende Beliebtheit von Prospektwerbung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern umso bemerkenswerter. „Die Marktforschung spricht hier eine deutliche Sprache“, verdeutlichte der BVDA-Vorstandsvorsitzende. So habe der Prospektmonitor 2025 von IFH Media Analytics ergeben, dass 93 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten mindestens gelegentlich zu Print-Prospekten greifen. Besonders positiv würden Prospekte aus dem Lebensmitteleinzelhandel und der Drogeriebranche bewertet.
In diesem Zusammenhang verwies Lenders zudem auf die Mär vom angeblich schlechteren ökologischen Fußabdruck gedruckter Werbung im Vergleich mit digitalen Werbeangeboten. So habe eine aktuelle Bewertung des Öko-Instituts in Freiburg ergeben, dass die Analyse schädlicher Treibhausgase bei den gedruckten Werbeformaten Prospekt und Werbeanzeige im Vergleich mit Online-Werbeprospekten im pdf-Format eine fünf Mal geringere CO2-Produktion aufweise.
Kooperation mit dem BDZV funktioniert
Als eine Win-Win-Situation beurteilte der Vorstandsvorsitzende die seit einem knappen Jahr bestehende Kooperation mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). Die kostenlosen Wochenzeitungen würden direkt von den hinzugewonnenen Ressourcen und der Expertise profitieren. Als Beispiele nannte Lenders unter anderem die Entwaldungsverordnung (EUDR), bei der die BVDA-Mitglieder auf die Unterstützung des Brüsseler BDZV-Büros rechnen dürften, und die Verordnung zur Transparenz politischer Werbung. Sein Fazit: „Unser Ziel war klar: Kosten- und Effizienzvorteile realisieren, ohne dabei die Schlagkraft und Identität des BVDA einzubüßen. Mit dem BDZV wollen wir dort, wo gemeinsame Anliegen bestehen, geschlossen auftreten, gleichzeitig aber die Möglichkeit bewahren, gattungsspezifische Themen eigenständig zu vertreten.“